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„Könnte mir vorstellen, in Gießen in Rente zu gehen“

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46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic über schlaflose Nächte, deutsche Spots, bedingungslosen Kampf und seine Zukunft

Playoff-Halbfinale in Saison eins, Hauptrunden-Vize in Spielzeit zwei: Die Bilanz von „Frenki“ Ignjatovic ins einen beiden ersten Jahren bei den GIESSEN 46ers kann sich durchaus sehen lassen. Allemal, weil dem Trainerfuchs – wie er selbst gerne erwähnt – noch nie mit einer seiner Mannschaften 25 Erfolge in einer Runde, wie zuletzt mit dem Altmeister vergangenes Jahr, gelungen sind. Wie hat der 57-Jährige den ernüchternden Auftakt in die Saison 2024/25 in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA weggesteckt? Was können die Fans von der zur Hälfte neu zusammengestellten Mannschaft erwarten? Wir haben beim Serben nachgefragt…

 

Frenki, du bist ein sehr emotionaler Mensch. Gib uns einen Einblick in dein Innerstes und berichte uns, wie sehr das klare Pokalaus gegen den MBC und der verpatzte Saisonstart in Kirchheim an dir genagt haben …

Willst du wirklich eine Horrorgeschichte schreiben? Spaß beiseite: Nach vielen Jahren und viel Erfahrung im Basketball-Business kämpfe ich noch immer mit meinen Dämonen. Weniger ob des Scheiterns im Pokal, denn der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga war deutlich. Dafür aber hat mir die Pleite in Kirchheim schlaflose Nächste bereitet. Die, die mit mir zusammenleben, die wissen, dass solche Tage nicht schön sind. Mein Co-Trainer Nikola Stanic und ich helfen der Mannschaft sachlich, wir analysieren die Geschehnisse in Videos und führen viele Gespräche. An mir selbst aber merke ich, dass ich die alte Weisheit meines früheren Trainers Blazo Stojanovic, der mir immer sagte, dass nur der ein großer Coach ist, der das, was in der Halle passiert, vor seiner Wohnungstür abstellen kann, nicht verinnerlicht habe. Ich kann nun mal Privates und Job nicht trennen, so ist nun mal mein Charakter. Ich weiß aber, dass Teams, die ich trainiere, am Ende immer besser performen als am Anfang einer Saison. Deshalb sehe ich den kommenden Wochen hoffnungsvoll entgegen.

Bis auf Robin Benzing sind die deutschen Spieler deiner Aussage nach bisher noch nicht richtig in Schwung gekommen. Woran liegt das?

Wir wollen jetzt noch nicht nach einem oder zwei Spielen auf die ganze Saison schließen, denn ich bin mir sicher, dass die Jungs noch kommen werden. Momentan ist es jedoch so, dass beispielsweise Jonathan Maier noch Probleme hat, sich hinter Mladen Vujic, der sich stark präsentiert, zurechtzufinden. Er hatte bislang zu wenige Einsatzminuten, um sich zeigen zu können. Luis Figge und Roland Nyama unterliegen noch immer zu großen Leistungsschwankungen. Ich unterstütze beide aber sehr und helfe ihnen. Druck auf sie auszuüben, ist weniger dienlich, sie werden uns im Laufe der Runde noch viel geben. Und Viktor Ziring muss noch seinen letzten Schritt in die ProA machen. Gute Leistungen in der ProB alleine reichen nicht, um im Unterhaus Fuß fassen zu können. Er muss noch seine Nervosität ablegen, außerdem braucht er ein Erfolgserlebnis, ein positives Ereignis. Insgesamt lügt im Basketball der Statistikbogen nie. Alle Clubs brauchen deutschen Input, sonst hast du keine Chance.

Du verfügst wie schon die letzten Jahre nur über eine kleine Rotation und hattest obendrein in der Vorbereitungsphase Verletzungssorgen. Wie laut vernehmbar ist bei den Verantwortlichen dein Ruf nach einem elften Profi?

Ich werde immer erhört, wir haben aber keine Geldschatulle, die wir beliebig öffnen können. Vielleicht haben viele Leute kein richtiges Bild davon, wie inzwischen in der ProA die Standards sind und vor allem, was sie kosten. Wir waren zwei Jahre lang erfolgreich mit kleinem Geld, das wird uns auch wieder gelingen.

All deine bisherigen Stationen in Deutschland waren in den letzten 30 Jahren auf Langfristigkeit ausgelegt. Wie steht es um deine Vertragsverlängerung bei den 46ers?

Bei unserem Saisonstart in der Volksbank war ich positiv überrascht, als offen über eine eventuelle Vertragsverlängerung mit mir diskutiert wurde. Ich stelle keine Forderungen, ich könnte mir echt vorstellen, in Gießen in Rente zu gehen. Es wäre schön, wenn ersten Gesprächen mit mir weitere folgen würden. Zunächst einmal gilt es aber festzuhalten, dass ich mich nicht mit mir, sondern nach unseren beiden Auftaktniederlage schlichtweg mit meiner Mannschaft befasse. Wenn wir wieder erfolgreich sind, können wir auch über die Zukunft reden. Mein Traum wäre es, mich von den 46ers zu verabschieden, wenn Gießen wieder ein stabiler BBL-Standort wäre.

Der Zuschauerzuspruch beim Pokalaus gegen den MBC war überschaubar. Was erhoffst du dir am Sonntag zum ProA-Heimspielauftakt gegen Karlsruhe?

Ich hoffe, dass die Leute unsere beste Rückrunde ever honorieren, dass sie uns unterstützen und dass sie unsere neue Mannschaft sehen wollen. Gerade, wenn es nicht gut läuft, müssen wir alle zusammenstehen und nicht über Fanshop oder Geschäftsstelle diskutieren. Ich selbst bin der größte Fan der 46ers. Ich komme in die Halle, weil ich helfen will. Und ich bin hier, weil ich so bin wie die Menschen in der Region: authentisch. Unlängst habe ich ein älteres Ehepaar getroffen, das seit 1968 eine Dauerkarte hat. Sie kommen immer, egal mit welchem Verkehrsmittel, egal bei welchem Wetter, egal in welcher Liga, egal wie die letzten Ergebnisse waren. Die Worte der beiden älteren Herrschaften haben mich zu Tränen gerührt. Und sie haben mir vor Augen geführt: Weglaufen und wegbleiben geht gar nicht.

Wie wird deine Mannschaft gegen den Erzrivalen aus dem Badischen, gegen den nicht nur du nach dem letzten Scheitern im Playoff-Viertelfinale noch eine Rechnung offen hast, auftreten?

Mit bedingungslosem Kampf. Die Jungs werden alles geben, am Ende aber wird die Tagesform entscheiden. Wenn du auf eine Mannschaft wie zuletzt Kirchheim triffst, die bis zur Pause 75 Prozent aller Würfe versenkt, dann wird es schwer. Auf einen solchen Gegner triffst du aber nicht jede Woche.

Der Beitrag „Könnte mir vorstellen, in Gießen in Rente zu gehen“ erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.

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