Mit den Olympischen Spielen in greifbarer Nähe ist es an der Zeit, einen genaueren Blick auf den erweiterten Kader von Bundestrainerin Lisa Thomaidis zu werfen, der sich ab heute zur Olympia-Vorbereitung zusammengefunden hat. Neben den bekannten Gesichtern gibt es auch einige Neulinge und Comebacks, die in der Nominierung berücksichtigt wurden. Ein Rückblick auf die vergangene Saison zeigt die beeindruckenden Leistungen der deutschen Damen-Nationalmannschaft und gibt einen vielversprechenden Ausblick auf das, was uns bei Olympia erwarten könnte.
Fokus auf Paris: Ein Blick auf die DBB-Damen
Unsere Youngster im Fokus
Unter den jüngsten Talenten im deutschen Basketballaufgebot befinden sich mit Lina Sontag und Emily Bessoir zwei vielversprechende Spielerinnen, die bereits internationale Erfahrungen gesammelt haben. Beide zeigten bei der Europameisterschaft 2023, als Deutschland den sechsten Platz erreichte, beeindruckende Leistungen. In der vergangenen Saison trugen sie das Trikot der University of California in den USA. Während Bessoir aufgrund einer Verletzung nicht spielen konnte, spielte Sontag eine solide Saison mit UCLA und kam mit dem Team bis in die „Sweet 16“ der NCAA, wo sie knapp den Einzug ins „Elite 8“ gegen LSU verpasste. Nach Saisonende gab Sontag bekannt, nach Deutschland zurückzukehren, wobei ihr nächstes Ziel noch offen ist. Auch Bessoir hat ihre nächste Station noch nicht festgelegt.
Im Gegensatz dazu hat Jessika Schiffer nach ihrem Collegeabschluss von den Rider Broncs in den USA bereits ihre konkretne Pläne bekannt gegeben. In der vergangenen Saison spielte sie durchschnittlich 23,6 Minuten pro Spiel und überzeugte mit einer Dreierquote von 35,8%. Nun kehrt sie zurück nach Deutschland, wo bei den BC Saarlouis Royals das nächste Kapitel ihrer Karriere auf sie wartet.
Deutsche Power in WNBA
In den Reihen der WNBA gibt es seit Kurzem ein weiteres deutsches Gesicht: Leonie Fiebich. Nur einen Monat nach dem Ende ihrer Saison bei Casademont Zaragoza in Spanien, wo sie zum zweiten Mal in Folge als MVP der Liga ausgezeichnet wurde, wagt sie einen neuen Anlauf in der WNBA. Die gebürtige Bayerin wurde bereits 2020 von den Los Angeles Sparks gedraftet und hat nun bei den New York Liberty die Chance, sich zu beweisen. Als Rookie gab sie Ende Mai ihr Debüt gegen die Washington Mystics und hat seitdem in jedem Spiel durchschnittlich 17 Minuten auf dem Court gestanden. Zusammen mit ihr und Teamkollegin Nyara Sabally spielen die Liberty derzeit in einer herausragenden Form und führen die Liga mit 15 Siegen an. Für Sabally, die bereits ihre dritte Saison in New York spielt, war die Off-Season geprägt von ihrem Engagement bei ZVVZ USK Prag, wo sie den dritten Platz in der EuroLeague erreichte. Beide Spielerinnen könnten bei den Liberty unter der Führung von Coach Brondello entscheidende Rollen einnehmen, während das Team einen vielversprechenden Kurs in der Liga verfolgt. Auch Schwester Satou Sabally ist in der WNBA aktiv und das bei Ligakonkurrent: Dallas Wings. In der vergangenen Saison spielte die 26-jährige eine entscheidende Rolle für die Mannschaft und wurde sogar ins All-Star-Team berufen. Zu Beginn der regulären Saison stand sie dem Team aufgrund einer Verletzung bisher noch nicht zur Verfügung.
Von Titelträumen bis zum Abstiegskampf
Auf deutschem Boden ging es derweil wieder um das Ziel: Deutsche Meisterschaft. In der regulären Saison konnten ALBA BERLIN und die Rutronik Stars Keltern ihrer Favoritenrolle gerecht werden und mit jeweils 19 Siegen die ersten beiden Tabellenplätze sichern. Für ALBA BERLIN erzielte Marie Bertholdt durchschnittlich 11,8 Punkte und 4,8 Rebounds und reihte sich damit unter die Top 10 der Scorerliste für die Saison ein. Mit ihr zogen auch Teamkollegin Theresa Simon und Ligakonkurrentin Alexandra Wilke aus Keltern in die Playoffs ein. Dort setzten sich beide Teams gegenüber den sechs anderen durch und erreichten das finale Best of Five. Sowohl Simon als auch Wilke standen in dieser Serie über 20 Minuten auf dem Court. Im letzten Spiel entschieden die Berlinerinnen die Serie für sich und kürten sich zum Deutschen Meister 2024.
Auch im Pokalwettbewerb erreichte der Deutsche Meister das Final Four, musste sich jedoch im Halbfinale gegen Sarah Polleros und die TK Hannover Luchse geschlagen geben. Polleros trug im Halbfinale mit 19 Punkten und acht Rebounds zu einem deutlichen Sieg bei. Das Finale gegen die Eigner Angels Nördlingen gestaltete sich hingegen als nervenaufreibender Kampf. Beide Mannschaften schenkten sich nichts und erst in den letzten Sekunden sicherten zwei Freiwürfe der Hannoveranerinnen den Pokalsieg.
Neben den Erfolgen an der Spitze ging es am Tabellenende in den Abstiegskampf. Mit Jenny Crowder und Laura Zolper haben sich zwei Spielerinnen im knallharten Abstiegskampf bewiesen. Crowder gehörte mit 12,6 Punkten pro Spiel zu den Topscorerinnen der Liga, und der Neuaufsteiger belohnte sich mit dem Klassenerhalt. Auch Laura Zolper durfte mit dem Herner TC bis zum Ende zittern und trug mit 201 Punkten in der gesamten Saison ihren Anteil zum Klassenerhalt bei.
Zu guter Letzt gibt es auch ein Comeback im deutschen Team. Romy Bär kehrte nach einem Jahr Pause zurück und wird sich zur neuen Saison den GISA Lions MBC anschließen. Mit ihren 37 Jahren ist sie die älteste Spielerin im Team und bringt mit 87 Länderspielen eine Menge Erfahrung mit.
Auf Europakurs
Ein Blick über die deutschen Grenzen führt uns nach Frankreich zu den Basket Landes. Dort erlebte Luisa Geiselsöder einen glücklichen Einstieg und konnte zusammen mit Alexis Peterson und Co. gleich zwei Finaleinzüge feiern. In der Liga platzierte sich die französische Mannschaft auf dem dritten Platz der Tabelle. Geiselsöder absolvierte 27 Spiele und erzielte dabei durchschnittlich 10,3 Punkte und 7 Rebounds pro Spiel. Ihre Mitspielerin und seit neuestem auch Nationalmannschaftskollegin, Alexis Peterson, gehörte ebenfalls zur festen Starting Five. Peterson, die bereits Erfahrungen aus verschiedenen Ligen mitbringt, überzeugte in ihren 27 Spielen mit einer Dreierwurfquote von 40,5% und einem Durchschnitt von 13 Punkten.
Ein weiterer „Neuankömmling“ war Alina Hartmann, die bei den BC Namur Capitale in Belgien spielte. Auch ihr Team belegte in der Liga einen souveränen dritten Platz. Die Forward-Spielerin hat sich in ihrer neuen Mannschaft gut eingelebt und kommt auf durchschnittlich 11,3 Punkte und 4,5 Rebounds pro Spiel.
Die vierte im Bunde, Marie Gülich, hat mit Valencia BC Geschichte geschrieben, indem sie den ersten spanischen Pokalsieg in der Vereinsgeschichte errang. Im Finale stand die Center-Spielerin knapp 17 Minuten auf dem Feld und trug mit acht Punkten und vier Rebounds maßgeblich zum 77:53-Sieg bei. Auch in der Liga Femenina Endesa setzte Valencia seinen Erfolgskurs fort und holte sich das Double. Gülich kam in 32 Spielen zum Einsatz und erzielte durchschnittlich 7.5 Punkte und 3.8 Rebounds pro Spiel. Ihre Trefferquote lag bei beeindruckenden 54,9% aus dem Zweipunktbereich und 31,9% von der Dreierlinie.