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„Du hast keine Chance, also nutze sie“

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Vier Altvordere des MTV 1846 Gießen äußern sich zum endgültigen Nein der Stadt, eine neue Arena bauen zu wollen

Die Netzgemeinde tobt. „Ich finde es erschreckend, wie wenig die Stadt für ihr sportliches Aushängeschild tut.“ „Die Sportstadt Gießen ist endgültig Geschichte.“ „Gießen steht sich halt immer wieder selbst im Weg.“ Und: „Das war es mit dem Profisport in Gießen.“ Die Absage der Politik an den Neubau einer Arena, in der die JobStairs GIESSEN 46ers Bundesliga-Basketball spielen können, hat in dieser Woche hohe Wellen geschlagen.

Bei aller Emotion: Was sagen die Altvorderen, die teilweise noch Partien in der Pestalozzischule und der Doppelturnhalle der Liebigschule erlebt und die Neueröffnung der inzwischen in die Jahre gekommenen Osthalle begleitet haben, zur Entscheidung der städtischen Regierung? Wir haben nachgefragt. Unter anderem bei …

… Dr. Michael Breitbach (76), Ex-Nationalspieler und als Kapitän 1975 Deutscher Meister mit dem MTV 1846 Gießen: Natürlich war der Montag ein ganz schlechter Tag für den Gießener Basketball. Als früherer Kanzler der Justus-Liebig-Universität sind mir langfristige Planungen und damit durchaus verbundene Enttäuschungen nicht fremd. Ich habe gelernt zu sagen: „Du hast keine Chance, also nutze sie.“ Deshalb hat es mich gefreut, dass Aufsichtsrats-Chef Ramb und Geschäftsführer Kollmar in einem Interview den Kopf nicht in den Sand gesteckt haben und weiterhin prüfen wollen, welche Möglichkeiten, auch finanziell abgespeckter Art, sich in Gießen ergeben können. Noch ist nicht aller Tage Abend, noch kann sich ein Weg ergeben, damit der Gießener Basketball nicht von der großen Bühne verschwindet. Wir zahlen nun den Preis für die Unterlassungen der letzten Jahre. Die Hypothek ist historisch, Gießen hat viele Fehler gemacht, seit dem Scheitern der Stadt Lahn ist Wetzlar in vielen Bereichen an uns vorbeigezogen. Die 46ers und die Stadt müssen einen Weg finden, um einen Umzug in die Buderus-Arena zu verhindern. Er kann nur der allerletzte Ausweg sein.

 

… Hans Hess (75), Ex-Nationalspieler und Ex-Trainer des MTV 1846 Gießen: Aus städtischer Sicht kann ich die Entscheidung gegen eine neue Halle nachvollziehen, denn Gießen hat – leider durch eigenes Verschulden – kein Geld, um ein solches Projekt zu stemmen. Für den Gießener Basketball ist die Absage jedoch extrem schade, denn ohne geeignete Spielstätte bleiben wir in der 2. Bundesliga stecken. Ob die Fans einen Umzug nach Wetzlar mitmachen würden, halte ich für fraglich, auch wenn ich ganz persönlich nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn die 46ers in der Buderus-Arena auflaufen würden, schließlich wohne ich in Wetzlar. Lieber wäre es mir aber, wenn der Club einen Investor auftreiben könnte, der das Projekt Hallenneubau, vielleicht in einem kostengünstigeren Rahmen als den, den Oberbürgermeister Becher angegeben hat, realisieren würde.

 

… Günther Lindenstruth (71), mit dem MTV 1846 Gießen Deutscher Meister und Pokalsieger, von 1984 bis 1987 Coach der Männerturner: Ich sehe das Ganze mit zwei Brillen. Die eine ist natürlich die des Basketballers, der die Entscheidung der Stadt ebenso schade findet, wie einen inzwischen auch angedachten Umzug nach Wetzlar, auch wenn ich sagen möchte: Künftig in der Buderus-Arena aufzulaufen ist allemal besser, als einzupacken. Wenn 500 Fans von uns nach Frankfurt fahren, dann kommen auch 5000 nach Wetzlar. Die andere ist aber die des Steuerzahlers, dem es nicht zuzumuten ist, eine solche Arena mitzufinanzieren, zumal – Stand heute – überhaupt noch nicht klar ist, in welcher Liga die 46ers mittelfristig antreten werden. Noch ist unser Team nicht erstligatauglich, noch fehlt mir aktuell der Leistungsnachweis, dass wir ins Oberhaus gehören. Erst wenn wir mal vielleicht zehn Partien lang oder auch mehr eine ausverkaufte Osthalle vermelden können, sollten wir auch darüber nachdenken, in eine noch deutlich mehr Zuschauer fassende Arena wie die In Wetzlar umziehen zu wollen.

 

… Bernd Röder (82), Ex-Bundestrainer, ehemaliger Nationalspieler und Ex-Coach des MTV 1846 Gießen: Die Absage der Stadt ist für mich eine riesige Enttäuschung. Sie hätte viel früher erfolgen müssen, denn die Rahmenbedingungen lagen schon lange auf dem Tisch. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga ist das die traurigste Nachricht, die mich jemals im Gießener Sport erreicht hat. Der Basketball gehört zur Stadt wie das Elefantenklo, er hat Gießen national und international zu einem guten Namen verholfen. Dieser Fakt wird von den Stadtoberen viel zu wenig beachtet. Mit der Doppelturnhalle und der Osthalle hatten wir jahrzehntelang in Basketball-Deutschland die besten Arenen. Inzwischen haben andere uns lange überholt. Das ist mehr als schade. Ich kann nur hoffen, dass es irgendwo noch eine Möglichkeit gibt, vielleicht im kleineren Rahmen eine Halle zu schaffen. In Vechta oder in Nürnberg hat das auch funktioniert. Bevor unser geliebter Sport in Gießen stirbt, würde ich auch einen Umzug nach Wetzlar mitmachen.

 

15.03.24

Der Beitrag „Du hast keine Chance, also nutze sie“ erschien zuerst auf JobStairs GIESSEN 46ers.

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