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„Eine Woche Voltaren, dann läuft´s …“

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Hans Hess, eines der prägenden Gesichter des Gießener Basketballs, feiert am 5. März seinen 75. Geburtstag / Ein Rückblick auf Erfolge, Enttäuschungen und Kuriositäten

Hans Hess, der bedeutende Münchner Mediziner, der es auf dem Gebiet der Gefäßerkrankungen zu Weltruhm brachte? Hans Hess, der Schweizer Erfinder, der die moderne, luftdurchlässige Sportbekleidung revolutionierte? Hans Hess, der Berliner SPD-Politiker, der sich in der Verwaltung des Deutschen Bundestages einen Namen machte? Nein: Wer in Mittelhessen den Namen Hans Hess hört oder ausspricht, meint einzig und allein jenen Mann, der bis heute Bundesliga-Rekordhalter der heimischen Basketballer ist.

In 299 Partien trug Hans Hess das Trikot des MTV 1846 Gießen, der längst zu den JobStairs GIESSEN 46ers geworden ist. Mit zwei Meisterschaften (1975, 1978) und drei Pokalsiegen (1969, 1973, 1979) gehört er zu den erfolgreichsten Männern, die jemals in der Osthalle aufgelaufen sind. Und dass er nie den Verein wechselte, also den Männerturnern (bis heute) treu blieb, hat ihm nicht nur in den Geschichtsbüchern des Vereins, sondern vor allem in den Herzen der Fans einen ganz besonderen Platz beschert.

An diesem Dienstag (5. März) wird Hans Hess 75 Jahre alt. Etwas unrunder im Gang als früher („Die Knie …“), aber rank und schlank wie zu seinen allerbesten Zeiten als Antreiber, als Leader, als Punktesammler auf dem Feld. Drei- bis viermal pro Woche steht der Mann mit Handicap 23 im Attighof Golf & Country Club auf den Grüns, die längst zu seiner großen Leidenschaft geworden sind. Bald, so hofft er, auch mit seiner Frau Birgit, „die ich noch überzeugen muss, sie ist ja noch nicht so lange in Rente wie ich …“

Sein einst großes Hobby Tennis hat der ehemalige Hessenligaspieler des TV Watzenborn und des TC Herborn inzwischen an den Nagel gehängt, zum Skilaufen aber zieht es ihn immer wieder. „Eine Woche Voltaren, dann läuft´s ganz gut“, schmunzelt Hans Hess, der auch heute noch kaum eine Partie in der Osthalle versäumt. Meist an der Seite seiner ehemaligen Mitstreiter wie Günther Lindenstruth, Bernd Röder, Karl Ampt, Roland Peters oder Henner Weigand, mit denen er weiterhin – ein halbes Jahrzehnt nach vielen großen Erfolgen, nach bitteren Enttäuschungen, nach kuriosen Begebenheiten – eng verbunden ist. Und mit denen Hans Georg Hess, so sein kompletter Name, gerne auf Vergangenes zurückblickt …

 

  • Wie auf sein erstes Bundesligaspiel am 5. Oktober 1968 zu Hause gegen Eintracht Frankfurt (84:62), als der damals in Gießen in der Verantwortung stehende Coach Laszlo Lakfalvi überhaupt keine Lust auf den 19-jährigen Hans Hess hatte. „Da stelle ich lieber einen Holger Geschwindner mit gebrochenem Fuß als einen der jungen Kerle wie Hans Hess auf“, soll der Ungar, der zu dieser Zeit auch als Diplom-Sportlehrer an der Uni Darmstadt arbeitete, die gesamte Bandbreite magyarischer Motivationskunst über den Newcomer ausgeschüttet haben.

 

  • Wie auf den Frühsommer 1972, als der ob seiner defensiven Qualitäten, überragenden Fastbreaks, guten Übersicht und seiner sicheren Abschlüsse vielleicht beste Allrounder, den der Gießener Basketball je hatte, von Bundestrainer „Torry“ Schober in den vorläufigen Olympiakader für München 1972 berufen wurde. Gegen die Niederlande machte „Hansi“ Hess sein erstes Länderspiel, dem weitere 45 folgen sollten, in München aber regelten die Leverkusener Jochen Pollex und Dieter Kuprella sowie Helmut Uhlig (VfL Osnabrück) schließlich den Aufbau und der MTV-Regisseur schaute sich die Übertragungen zu Hause am Fernseher an.

 

  • Wie auf jene Zeit in den 70er Jahren, als die Gießener Basketball-Heroen wie selbstverständlich noch mit ihren eigenen Pkw in Deutschland zu Auswärtsfahrten unterwegs waren und er in einem Wagen mit Günther Lindenstruth und „Pollo“ Urmitzer einen schweren Unfall weitestgehend unbeschadet überstand.

 

  • Wie auf den 1973 unglücklich verlorenen Titelkampf gegen den USC Heidelberg. 70:70 war das erste Match in Gießen ausgegangen, ehe der MTV das Rückspiel mit 70:71 nach Verlängerung verlor. Hans Hess, der sich drei Wochen vorher den Mittelfuß gebrochen hatte, weinte auf der Bank, auf der mit Karl Ampt (Kahnbeinbruch) und Roland Peters (Schlüsselbeinbruch) zwei weitere Starter tatenlos zusehen mussten.

 

  • Wie auf die Meisterschaft 1975, als „Kalli“ Ampt, Jochen Decker und der kürzlich verstorbene Klaus Jungnickel nicht mehr zur Verfügung standen und der ebenfalls scheidende US-Center Tony Koski seinen Kumpel Dennis Curren an der Lahn nicht nur als seinen Nachfolger, sondern als „Bär von Kerl“ anpries. Aus dessen am Ende aber nur 1,93 Metern Körpergröße machte Jungnickel, der „Didi“ Kienast beerbte, das Beste, stellte den smarten US-Boy unters Brett, setzte auf dessen Attribute als Kampfschwein und verordnete dem Rest der Truppe eine Performance mit gnadenlosen Fastbreaks, mit denen Hans Hess und Co. die Konkurrenten überrannten. Auch den USC Heidelberg im Finale.

 

  • Wie auf ein fast tragisches Missgeschick 1976, als ihm auf dem Weg zu einem Spiel nach Köln beim Aussteigen aus dem Mannschaftsbus die Patellasehne riss und er ein Jahr lang pausieren musste. „Sonst hätte ich locker die 300er-Marke geknackt“, blickt die Frohnatur, die nie um einen flotten Spruch verlegen ist, auf einen der schwärzesten Tage in seiner langen und erfolgreichen Karriere zurück.

 

  • Wie auf die bisher letzte Meisterschaft 1978, als die hohen Herren des Deutschen Basketball-Bundes wieder einmal eine Regeländerung vornahmen, die Vorrunde komplett annullierten und den Teams der Meisterrunde die Resultate gegen die Mannschaften aus der unteren Hälfte strichen. Aus dem MTV 1846, der mit Ach und Krach die obere Tabellenregion erreicht hatte, wurde so ein Tabellendritter, der schließlich die Ausrutscher der Konkurrenten aus Leverkusen und Heidelberg dankend annahm und unter Coach Hannes Neumann (Hess: „Ein außergewöhnlicher Stratege“) den fünften Titel an die Lahn holte.

 

  • Wie auf sein 299. und letztes Bundesligaspiel, das der MTV 1846 souverän mit 91:78 gegen den TuS 04 Leverkusen gewann und seinem Frontman damit einen würdigen Abschied bescherte.

 

  • Wie auf die Zeit zwischen 1984 und 1987, als Hans Hess an der Seite von Günther Lindenstruth den MTV (mit Mike Koch und Henning Harnisch) ins Halbfinale der Bundesliga-Meisterrunde und ins Pokalfinale führte.

 

Dass Hans Hess überhaupt zum Basketball kam, verdankte der gelernte Großhandelskaufmann, der später 30 Jahre lang eine Versicherungsagentur betrieb, einer eher glücklichen Fügung. Volker Clarius, Lehrer auf der Liebigschule und das Gesicht der Gießener Leichtathletik schlechthin, hatte den Mittelstreckler unter seinen Fittichen, auch als Fußball-Torwart brachte es der heute in Wetzlar lebende Hess immerhin bis in die Bezirksauswahl. Doch Bernd Röder, der Elder Statesman des Gießener Basketballs, griff sich schließlich das Multitalent, was für den MTV 1846 ein Glücksgriff sein sollte. Bis heute. Denn seine Expertisen sind alle 14 Tage in Block H, Reihe 1, weiter gefragt …

 

05.03.24

Der Beitrag „Eine Woche Voltaren, dann läuft´s …“ erschien zuerst auf JobStairs GIESSEN 46ers.

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