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Eberbach: Mit 45 Jahre altem Transporter zur Balkan-Express-Rallye

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		Eberbach:  Mit 45 Jahre altem Transporter zur Balkan-Express-Rallye

Von Christofer Menges

Eberbach. Samstags ist Großkampftag in der Garage von Lukas Beierer in der Backgasse: Es ist laut, es ist staubig, die Maschinen kreischen. Beierer schleift, Alexander Gernhardt schraubt am Motor. Mitten in etwas, das aussieht wie ein Auto-Wrack: ein bis auf die Karosserie heruntergebauter 45 Jahre alter Peugeot J7-Transporter. Neun Monate haben die beiden Zeit: Dann soll der J7 wieder rollen. 4000 Kilometer durch 14 Länder in 13 Tagen – der Peugeot soll ihr Vehikel für die Balkan Express Adventure Rallye 2021 werden. Staubige Straßen, raue Gebirge, einsame Wildnis. Kein Navi, keine Autobahn.

Der Balkan Express ist keine Rallye wie die Monte Carlo, die Deutschland-Rallye in der Eiffel oder die finnische 1000-Seen-Rallye. Es geht nicht mit hoch gezüchteten Boliden auf Zeit, sondern mit Oldtimern auf Abenteuer. 20 Jahre alt müssen die Autos, Motorräder und Transporter mindestens sein. Entlang der Strecke gibt es immer wieder Sonderaufgaben zu lösen. Dafür gibt es Punkte. Alter des Fahrzeugs, ein besonderes Motto – dafür gibt es Extrapunkte. Gewinner wird der, der mit den meisten Punkten pünktlich in Salzburg im Ziel einrollt.

Es geht um Spaß, Abenteuer, Freiheit – und um einen guten Zweck. Jedes Team muss bis zur Zielankunft mindestens 500 Euro an Spenden sammeln. Und dafür legen sich Beierer und Gernhardt mächtig ins Zeug. Mit ihrem Very Oldtimer erhalten sie schon einmal mindestens 40 zusätzliche Punkte. Als Slow Rider mit weniger als 70 PS gibt es für den nominell 57 PS starken Peugeot nochmal 30 Extrapunkte. Und sie wollen auch noch den "Best Pimped Car" -Bonus abräumen: 30 Punkte für das schönste und am aufwendigsten umgebaute Fahrzeug.

Ein Eiswagen soll aus dem J7 werden. "Ich hab da schon einen Plan", sagt Gernhardt und zeigt auf die blanke Luke. Oben aufs Dach soll noch eine beleuchtete, sich drehende Eistüte. "Dafür nehm ich einen Scheibenwischermotor", sagt der gelernte Kraftfahrzeugmeister, der als Werkstattleiter arbeitet. Um durch niedrige Unterführungen zu kommen, muss die Tüte abmontierbar und im Fahrzeug verstaubar sein.

Eiswagen, das ist auch der Trick, mit dem die beiden auf ihrer Tour weit mehr als 500 Euro an Spenden sammeln wollen: "Egal, wo wir sind, wir klappen die Theke auf und geben Eis gegen Spenden heraus", sagt Beierer. Dafür wird auf der Beifahrerseite eine Klapptheke ans Fenster und eine Markise angebaut.

Die Spenden sollen dem Eberbacher Hospizverein zugute kommen. Das haben sich die beiden gut überlegt. "Wir möchten, dass die Spenden da hingehen, wo die Leute selten was kriegen, und in Eberbach bleiben", sagt Beierer.

Für das große Abenteuer hat Beierer schon einiges investiert: Den Peugeot hat er für 3000 Euro in Bamberg gekauft. Die Startgebühr für ein Zweierteam liegt bei 940 Euro. Dazu kommen jetzt noch die Kosten für Restaurierung und Umbau.

Samstags wird gedengelt, geschliffen, geschraubt und geschweißt. Abends vor dem Fernseher repariert und arbeitet Beierer die teils gebrochenen Plastikteile wieder auf. Autos restaurieren ist sein Hobby. In seinem alten Fiat 500 fährt er öfters durch Eberbach.

Dabei gibt es auch einiges an Hilfe: Beierers Freund Johannes Eiermann, der gerade in der Meisterausbildung ist, hilft beim Schweißen. Zum Schleifen kommen immer wieder mal Helfer. Neue Sitzbezüge für den Peugeot schneidert Anneliese Seibert. Weitere Sponsoren und Unterstützer sind den beiden willkommen.

Auf die Idee mit der Balkan-Rallye kam Lukas Beierer durch seine älteren Bruder Florian. Der Lehrer aus Schriesheim hatte die Rallye 2019 zusammen mit einem Kumpel als "Berti und Klausi" in einem alten Opel Manta gewonnen. Für den Leiter des Eberbacher Waldkindergartens ist es der erste Auslandsurlaub seit 17 Jahren. "Das soll eine richtig gute Tour werden, und wenn dabei dann noch was für einen guten Zweck herauskommt, dann ist das überragend", sagt Beierer.

Viel Zeit bleibt den beiden nicht mehr. Beide haben Berufe. Und es gibt noch ein paar Hürden zu nehmen. Eine davon heißt TÜV. Eine weitere Schwierigkeit ist es, an Ersatzteile zu kommen. "Es gibt nur einen französischen Lieferanten", sagt Beierer.

Auch die Rallye wird hart: "Das schnellste Auto haben wir nicht", sagt Beierer. Die vollen 57 PS Leistung bringt der Vierzylinder-Dieselmotor des Peugeot mit seinen 2,1 Litern Hubraum nicht mehr. "Wenn er 100 läuft ist alles in Ordnung", sagt der 35-Jährige. Aber viel Zeit für Pausen und Partys bei den Tagesetappen bleibt da eben nicht. Der alte Peugeot muss auf Achse bleiben und rollen.

Am 19. August 2021 soll es von Dresden aus losgehen. Durch die Karpaten, die Tatra, den Balkan, durch Transsilvanien am 1. September zurück nach Österreich – und dann auch wieder heim nach Eberbach. Der Umbau läuft. "Jetzt müssen wir Gas geben", sagt Beierer.

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