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Poser-Kontrollen in Mannheim: Immer mehr Ermittlungsverfahren wegen illegaler Autorennen (Update)

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		Poser-Kontrollen in Mannheim:  Immer mehr Ermittlungsverfahren wegen illegaler Autorennen (Update)

Mannheim. (cab) Sie lassen die Motoren ihrer Protzkarossen noch immer aufheulen. Sie lassen weiterhin an ihren Autos herumschrauben, um diese noch lauter zu machen. In den schlimmsten Fällen liefern sie sich illegale Rennen und gefährden sich und andere. Diese sogenannten Poser haben die Spezialisten der Verkehrspolizeidirektion in Mannheim auch dieses Jahr beschäftigt. Die vierte "Poser-Saison" der Beamten ging im September zu Ende, weil die Angeberei auf vier Rädern grundsätzlich ein Schönwetterphänomen ist. Doch Verkehrspolizeichef Dieter Schäfer macht sich keine Illusionen: "Solange junge Männer aus Macho-Kulturen ihren Geltungsdrang über laute Fahrzeuge definieren, solange werden wir uns mit dem Phänomen ’Poser’ beschäftigen müssen." Es wird also weitergehen, vielleicht auch im Winter. Auch darauf würde die Polizei schnell reagieren können und wäre vorbereitet. Doch schon die Zahlen der intensiven Kontrollen zeigen, wie viel Schäfers Spezialisten bis jetzt in diesem Jahr mit dem Thema zu tun hatten.

An 40 Tagen haben sie insgesamt 429 Fahrzeuge und 597 Personen kontrolliert. 159 Poser wurden direkt vor Ort wegen unterschiedlicher Ordnungswidrigkeiten verwarnt, 30 davon wegen unnötigen Lärms. Sie erhielten Platzverweise für den Kontrolltag. 82 Fahrer und Halter wurden angezeigt und bekamen Bußgelder aufgebrummt, 62 davon wegen technischer Veränderungen der Autos. 22 Poserfahrzeuge mussten sichergestellt und entstempelt werden. Bei zehn Poser-Schlitten musste ein Gutachter nachschauen. Die Halter mussten ihre Wagen wieder in technisch einwandfreien Zustand bringen und danach neu zulassen.

Eine gute Nachricht: Die Präsenz der Polizei zeigt Wirkung. Schäfer sagt, die Akzeptanz für die Polizeiaktionen steige. Und auch die Einsicht, dass der Verzicht auf Poser-Gehabe die Innenstadt ruhiger macht. Es hat sich offenbar gelohnt, dass die Beamten gezielt auf die Poser an deren Treffpunkten in der Innenstadt und im Mannheimer Hafengebiet zugegangen sind. Hilfreich waren auch die Beschwerden der Bürger. 233 "Poser-Meldungen" gab es, 19 Fahrzeughalter wurden angeschrieben und bekamen die gelben "Stop Posing"-Karten zugeschickt. Dabei kamen die Empfänger nicht nur aus Mannheim, sondern auch aus Heidelberg und Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises.

Sorgen bereiten Schäfer die jungen Männer, die sich tageweise ihren Traum vom hochmotorisierten AMG-Mercedes, BMW oder Audi erfüllen und die Autos bei Verleihern im Rhein-Neckar-Raum mieten. Nicht selten seien sie mit den PS-starken Boliden schlicht überfordert oder überschätzten sich. Gerade spontane Beschleunigungsrennen bergen dann enorme Unfallgefahren: "Wir hatten seit 2017 vier schwere Raserunfälle mit jungen türkischen oder türkischstämmigen Männern", so Schäfer: "Einer endete tödlich". Bei den anderen habe man von Glück sagen können, dass nicht mehr passiert sei. Sein Team sei also dazu übergegangen, den Beteiligten an solchen Beschleunigungssprints ein "Gefährderanschreiben" zu schicken, in dem die Eignung des Fahrers in Zweifel gezogen wird, sich hinter die Lenkung eines Kraftfahrzeugs zu setzen. Dazu Schäfer: "Wir teilen ihm mit, dass wir eine Meldung an die Führerscheinstelle vorlegen und damit ein Prüfverfahren zur Vorladung zu einer medizinisch-psychologischen Untersuchung einleiten."

Außerdem hofft Schäfer auf die schnelle Einführung eines Bußgeldtatbestands gegen das Posen in Höhe von mindestens 100 Euro. Den Vorschlag hatte Baden-Württemberg bei der Verkehrsministerkonferenz im April auf den Tisch gelegt. "Das würde die Vorladung zur medizinisch-psychologischen Untersuchung beschleunigen, da die Fahrerlaubnisverordnung hierfür einen erheblichen oder aber mehrere Verstöße gegen verkehrsrechtliche Vorschriften fordert", so Schäfer.

Dieser verweist diesbezüglich darauf, dass die Zahl der Ermittlungsverfahren nach illegalen Rennen ständig zunimmt. 2017 wurde im Polizeipräsidium Mannheim gerade mal eine Strafanzeige dazu bearbeitet, im Jahr darauf waren es bereits zehn, wobei sich der Tatort vier Mal in Mannheim befand. Bis diesen September wurden schon 19 Ermittlungsverfahren geführt, wobei elf illegale Rennen im Mannheimer Stadtgebiet ausgetragen wurden. Schäfer betont zum Schluss einmal mehr, dass Posen kein Kavaliersdelikt ist: "Verkehrslärm macht nachgewiesen krank. Und leichtfertige Beschleunigungsfahrten in belebten Innenstädten stellen eine tödliche Gefahr dar."

Info: Bürger können Poser-Störungen über die E-Mail-Adresse mannheim.vd@polizei.bwl.de melden

Update: Donnerstag, 3. Oktober 2019, 18.31 Uhr


Mannheim. (pol/rl) Die Ermittler der Verkehrspolizeidirektion haben Ende September ihre Intensivmaßnahmen gegen Poser für 2019 eingestellt. An 40 Kontrolltagen wurden dabei 429 Fahrzeuge und 597 Personen kontrolliert. 159 Fahrzeugführer wurden vor Ort wegen Ordnungswidrigkeiten verwarnt, 30 davon wegen unnötigen Lärms. Sie erhielten einen Platzverweis für den Kontrolltag. 82 Fahrzeugführer und Halter erhielten eine Anzeige und ein Bußgeld, 62 davon wegen technischer Veränderungen. Lediglich 22 Poserfahrzeuge wurden sichergestellt und entstempelt. Bei 10 Fahrzeugen war hierzu ein technisches Gutachten erforderlich. Die Halter erhielten eine Betriebsuntersagung. Um die Fahrzeuge neu zuzulassen, mussten sie die Wiederherstellung des ordnungsgemäßen Zustandes nachweisen. Gegen 2 der 429 Fahrzeugführer mussten Strafverfahren wegen Trunkenheit im Straßenverkehr eingeleitet werden.

Die Poserszene sei weiterhin aktiv und präsent, teilte die Polizei mit. Durch die gezielten Ansprachen in der Innenstadt und im Hafengebiet sei der Lärmbelästigung in der Innenstadt zurückgegangen, hieß es. Die Akzeptanz für die Maßnahmen und die Einsicht auf "typisches Posergehabe" zu verzichten sei gewachsen. Auch die der Anzahl der eingegangenen Bürgerhinweise sei dabei gesunken. Bei 233 Poser-Meldungen kam es zu 19 Anschreiben mit gelben Karten "Stop Posing" an die jeweiligen Halter.

Die Poser-Meldeadresse werde zudem auch in Heidelberg und anderen Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises angenommen. Dabei gingen unregelmäßig Hinweise auf einzelne Poser ein, die zur Lageinformation an die Polizeireviere weitergeleitet würden. "Da Posen ein Schönwetterphänomen ist, wird es im Winterhalbjahr erfahrungsgemäß ruhiger", sagt Schäfer. "Die Anwohner können jedoch weiterhin Störungen über die E-Mail-Adresse mannheim.vd@polizei.bwl.de melden. Die Verkehrspolizei führt das Lagebild weiter. Bei Bedarf können so Maßnahmen reaktiviert werden."

Nach der vierten Kontrollsaison zieht Polizeidirektor Dieter Schäfer, Chef der Verkehrspolizeidirektion des Polizeipräsidiums Mannheim wie folgt Bilanz: "Solange junge Männer aus Macho-Kulturen ihren Geltungsdrang über laute Fahrzeuge definieren, solange werden wir uns mit dem Phänomen 'Poser´ beschäftigen müssen." 

Sorgen bereiten ihm die jungen Männer, die sich tageweise ihren Traum vom hochmotorisierten AMG-Mercedes, BMW oder Audi erfüllen und sich das Sehnsuchtsauto bei Verleihfirmen mieten.

Überfordert mit mehreren Hundert PS besteht immer die Gefahr eines Unfalles und schwerer Verletzungen. Gerade bei kurzen Sprints zur Erzeugung des sogenannten "Backfires" oder spontanen Beschleunigungsrennen. "Wir hatten seit 2017 vier schwere Raserunfälle mit jungen türkischen oder türkischstämmigen Männern", sagt Schäfer. Einer endete tödlich, bei den anderen drei sei lediglich Glück im Spiel gewesen. "Wir sind deshalb im Einzelfall, bei festgestellten Beschleunigungssprints, dazu übergegangen, an den Fahrer ein Gefährder-Anschreiben zu richten und seine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen in Zweifel zu ziehen. Wir teilen ihm mit, dass wir eine Meldung an die Führerscheinstelle vorlegen und damit ein Prüfverfahren zur Vorladung zu einer medizinisch psychologischen Untersuchung (MPU) einleiten", sagt Schäfer.

Der Verkehrspolizist hofft zudem auf die Einführung eines eigenen Bußgeldtatbestands für das "Posen" von mindestens 100 Euro. Diesen Vorschlag habe er bei der Verkehrsministerkonferenz im April eingebracht. Dies würde die Vorladung zur MPU beschleunigen, da die Fahrerlaubnisverordnung hierfür einen erheblichen Verstoß oder mehrere Verstöße gegen Verkehrsvorschriften erfordert.

Fraglos sei diese Meldung bei der Teilnahme an verbotenen Kraftfahrzeugrennen. Die Ermittlungsverfahren nach §315d StGB hätten deutlich zugenommen, hieß es. 2017 wurde beim Mannheimer Präsidium eine Strafanzeige mit Tatort in Mannheim bearbeitet. 2018 waren es bereits 10, vier davon mit Tatort Mannheim. Bis September 2019 wurden sogar 19 Ermittlungsverfahren geführt, 11 davon im Mannheimer Stadtgebiet.

"Posen ist kein Kavaliersdelikt. Verkehrslärm macht nachgewiesen krank. Und leichtfertige Beschleunigungsfahrten in belebten Innenstädten stellen eine tödliche Gefahr dar", mahnt Schäfer und plädiert dafür in der "konsequenten gesellschaftlichen Ächtung dieses Phänomens nicht nachzulassen".

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