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Sinsheim: "Mister Leichtathletik" Hubert Mickel tritt kürzer

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Von Christian Beck

Sinsheim. Für viele ist er "Mister Leichtathletik": Hubert Mickel hat mehrere Generationen trainiert, einige seiner Athleten haben Meistertitel errungen. Beim Neujahrsempfang wurde er ausgezeichnet für seine "unermüdliche Bereitschaft" für den TV 1861 Sinsheim. Doch nun will Mickel, der vor Kurzem seinen 80. Geburtstag feierte, seinen Fokus deutlich verschieben – vom Sport in Richtung Familie. Im Gespräch mit der RNZ blickte er zurück.

Für viele überraschend: Zur Leichtathletik kam Mickel recht spät. Kicken und turnen standen in seiner Kindheit und Jugend auf dem Programm. Und die erste Trainerstelle trat er mit 24 an, in Mörlenbach, in der C-Klasse. "Schlimmer geht’s fast nimmer", erinnert sich Mickel und lacht. Die Kicker waren teilweise älter als er. Doch das direkte Wort war ihm damals schon wichtig. "Als sich auf der Winterfeier mein wichtigster Abwehrspieler betrunken hat, habe ich ihm gesagt, dass er am nächsten Tag nicht spielt", erinnert er sich. Eine Woche später sei er von eben jenem Spieler für seine Konsequenz gelobt worden.

Über mehrere Stationen als Fußball-Trainer landete er schließlich bei der Leichtathletik – zuerst in Zuzenhausen, dann in Hoffenheim, schließlich in Sinsheim. Über Jahrzehnte war er Landestrainer, lange Zeit auch Sport- und Lehrwart. Und er blieb sich treu: "Ich war ziemlich direkt. Und Ehrlichkeit hat mich immer angemacht", erzählt Mickel. Wenn jemand nicht das gemacht hat, was er wollte, habe er ihn in den Senkel gestellt. Im Streit konnte er auch mal laut und emotional werden.

Doch wer Mickel beim Training "seiner" Jugendlichen erlebt hat, weiß auch, dass diese ein (groß)väterliches Verhältnis zu ihm hatten. Ihr Wunsch sei es gewesen, dass auf T-Shirts im Rückenbereich "Team Mickel" steht. Viele hätten ihm trotz 60 und mehr Jahren Altersdifferenz regelmäßig erzählt, was sie in ihrer Freizeit machen. Seine engsten Schützlinge stellten ihm die Freundin vor – nachdem sie diese zuvor ermahnt hatten, beim Trainer ja einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das freut Mickel bis heute.

Und er revanchierte sich, mit unendlich viel Zeit und enormem Einsatz. Für seine Sportler war er immer erreichbar, organisierte, wenn diese verletzt waren, Ärzte und kümmerte sich um die bestmögliche Behandlung. Mit einem seiner Schützlinge fuhr er in einem Jahr über 20.000 Kilometer, dass dieser bei internationalen Wettkämpfen antreten konnte. Denn Mickel betont: "Leichtathletik ist ein Wettkampfsport und keine Beschäftigungstherapie." Und es sei ihm wichtig gewesen, dass seine Jugendlichen gewinnen, aber auch verlieren können.

Gab es Tage, an denen es bei ihm nicht um Sport ging? "Mittwochs war trainingsfrei", sagt Mickel. Und schränkt sofort ein: "Da waren dann oft Besprechungen." Bei so viel Liebe zum Sport war es nur passend, dass er sein Hobby zum Beruf machte: Der gelernte Exportkaufmann ging auf die Abendschule, studierte und wurde Realschullehrer. Für Religion und – natürlich – Sport. Und selbst 16 Jahre nach seiner Pensionierung stand er noch in der Halle und auf der Bahn. Der Sport und das straffe Programm haben ihn wohl fit gehalten. Auch wenn er zugibt, dass er seine Probleme mit dem Älterwerden hat: Dass er "nicht mehr so kann", stört Mickel.

Was ihn die letzten Jahre aber vor allem gestört hat, war ein Satz, den seine fünf Enkel immer mal wieder fallen ließen: "Opa muss fort." Zum Training natürlich. Und auch seine Frau Marianne sei zu oft alleine gewesen. Deshalb will er nun verstärkt für die Familie da sein. Was sportliche Funktionen anbelangt, sagt er schlicht: "Ich bin jetzt gar nix mehr." Lediglich die Sportabzeichen wird er noch abnehmen.

Leicht ist ihm dieser Schritt nicht gefallen. "Ich hoffe ja, dass es gut weiter geht – das beschäftigt mich sehr", sagt er: Vier Abteilungsleiter wird es künftig bei der Leichtathletik geben. Dass jemand sein Pensum alleine schultert, galt als unvorstellbar. Für Rat stehe der künftige Trainer a.D. natürlich parat. Doch mitmischen, irgendwo einen Schatten werfen, das will er nicht – ein klarer Schnitt ist ihm wichtig. Und andere Vereine möchte er schon gar nicht trainieren, betont er. "Angebote hatte ich", berichtet der 80-Jährige und schüttelt den Kopf.

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