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Ski Alpin in Garmisch: Stars um Marco Odermatt riskieren ihr Leben

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Fast jedes Wochenende stürzt ein Skirennfahrer schwer. Nun startet die Ski-WM, und kritische Stimmen werden lauter. Mit der Streif liegt ein Ski-Highlight bereits hinter den Athleten. Ein anderes steht aktuell an: die Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm in Österreich. Am Samstag stürzen sich die besten Skirennfahrerinnen der Welt die Abfahrt hinunter. Am Sonntag folgen dann die Herren. Was für die Zuschauer spektakulär aussieht, kann jedoch auch böse enden. Das hat unter anderem das Kandahar-Wochenende vom 25. bis 26. Januar der Frauen gezeigt. Dort kam es gleich zu mehreren schweren Unfällen: Die Österreicherin Nina Ortlieb verlor etwa die Kontrolle über ihre Skier, stürzte schwer und erlitt einen Unterschenkelbruch. Im Training traf die Tschechin Tereza Nova ein ähnliches Schicksal. Sie erlitt jedoch eine Kopfverletzung und wurde sogar in ein künstliches Koma versetzt. Auch die 26-jährige Schweizerin Stephanie Jenal stürzte, musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden und berichtete später von einer zerrissenen Kniesehne ( mehr zu ihrem Unfall lesen Sie hier ). Im Super-G der aktuellen Ski-WM stürzte die österreichische Skirennläuferin Ricarda Haaser. Die 31-Jährige erlitt im rechten Knie einen Kreuzband- und einen Meniskusriss. Weidle-Winkelmann: Mehr als nur fahrerisches Können verantwortlich Was nach Einzelschicksalen und Berufsrisiko klingt, hat seit dem vergangenen Jahr jedoch zugenommen. Auffällig ist vor allem, dass auch die Top-Stars der Szene und damit die besten Skirennfahrerinnen und Skirennfahrer betroffen sind. Die Gründe dafür liegen nicht nur in Fahrfehlern, sondern auch am Material und der sich immer weiterentwickeln wollenden Sportart. Auch der Weltverband (Fis) spielt eine Rolle. Die deutsche Skirennfahrerin Kira Weidle-Winkelmann sagte nach der Kandahar-Abfahrt am vergangenen Wochenende zu "BR24Sport": "Es zwingt einen keiner da oben aus dem Starthaus raus. Aber natürlich müssen auch die Bedingungen so sein, dass man da sicher herunterkommt. Wenn Topleute einfach der Reihe nach stürzen, dann wird es schon auch ein bisschen mehr zu tun haben als nur mit dem fahrerischen Können." US-Star Mikaela Shiffrin war zuletzt länger nicht im Weltcup zu sehen. Sie verletzte sich in dieser Saison im vergangenen Dezember in Killington. Die Weltcup-Rekordhalterin zog sich dabei "eine tiefe Stichwunde mit einem ziemlich schweren Muskeltrauma" im Bauchbereich zu und sagte selbst, dass sie noch Glück gehabt habe, da der Dickdarm nicht getroffen wurde. Shiffrin musste notoperiert werden. Ihr schräger Bauchmuskel wurde dabei wieder am Beckenkamm fixiert. Bis heute ist nicht genau klar, wie sie sich verletzt hat. Inzwischen ist die 29-Jährige in Courchevel wieder am Start gewesen und wurde Zehnte im Slalom. "Jemand muss auf die Bremse steigen" Wie Shiffrin zuletzt arbeiten auch andere Top-Fahrer an ihrem Comeback. Der deutsche Skirennfahrer Alexander Schmid (Kreuzbandriss) ebenso wie der Norweger Alexander Aamodt Kilde (schwere Waden- und Schulterverletzung). Bei den Frauen fehlt unter anderem Shiffrin-Kontrahentin Petra Vlhová. Auf der Streif traf es Alexis Pinturault. Er erlitt eine schwere Knochenprellung des inneren Schienbeinplateaus mit einer zugehörigen Fraktur sowie eine Verletzung des Innenmeniskus. In Bormio stürzte der Franzose Cyprien Sarrazin Ende Dezember so schwer, dass er sich ebenso wie Tereza Nova am Kopf verletzte, notoperiert werden musste und ins Koma versetzt wurde. In dieser Woche meldete er sich erstmals selbst auf Instagram zu Wort und teilte mit, dass er noch Schwierigkeiten beim Sehen habe. All diese Ski-Asse sind erfahren. Kilde schlägt daher Alarm, sagte der APA: "Die Serie von folgenschweren Stürzen ist schlecht für den Sport und für die Nachwuchsförderung. Jemand muss auf die Bremse steigen." Dann merkte der 32-Jährige an: "Die Natur können wir fast nicht kontrollieren, aber was wir kontrollieren können, ist das Material." "Die schnittfeste Unterwäsche ist der nächste Punkt" Ende des vergangenen Jahres wurde der Airbag bei Abfahrts- und Super-G-Wettbewerben Pflicht. Der Internationale Skiverband (Fis) teilte durch Generalsekretär Michel Vion mit, dass die Sicherheit der Athleten "nicht verhandelbar" sei. Allerdings wollen noch immer nicht alle Athletinnen und Athleten den Airbag tragen, da er unbequem sei und die Bewegungsfreiheit einschränke. Es gibt daher Ausnahmegenehmigungen. Kira Weidle-Winkelmann sagte "BR24Sport" jedoch: "Es ist zumindest ein Schritt und eine Möglichkeit, es sicherer zu machen." Ski-Star Marco Odermatt trug den Airbag bereits vor der Regelung. Weidle-Winkelmann fügte an: "Die schnittfeste Unterwäsche ist der nächste Punkt, den man so schnell wie möglich implementieren sollte." Skikanten können für alpine Sportler ebenso ein Verletzungsrisiko darstellen wie beispielsweise Fangnetze. Bei seinem schweren Sturz im vergangenen Jahr erlitt Alexander Aamodt Kilde eine tiefe Schnittwunde in der Wade. Er saß sieben Wochen lang im Rollstuhl und war auf fremde Hilfe angewiesen. Mit schnittfester Unterwäsche könnten solche Verletzungen vermieden werden. "Andere Anzüge, Einheitsanzüge" Kilde, der zuletzt in Kitzbühel zugeschaut hat, ist daher der Meinung, dass es Änderungen beim Material braucht. Er betonte bei der APA: "Die Athleten wollen immer schneller fahren, eine engere Linie fahren. Was können wir dagegen tun? Wir können die Geschwindigkeit runterbringen. Wie können wir die Geschwindigkeit runterbringen? Langsamere Ski, langsamere Speed-Anzüge. Man sollte mit langsameren Anzügen anfangen." Der frühere deutsche Skirennfahrer Felix Neureuther schlug ebenso vor, in den Speed-Disziplinen die Geschwindigkeiten zu reduzieren. "Das kann man relativ einfach machen, anhand von anderen Anzügen, Einheitsanzügen", so Neureuther, der damit auf einer Linie mit Kilde ist. Der ARD-Experte ist zudem der Meinung, dass es für die Industrie nicht zu kompliziert sein und nicht zu viel Geld kosten darf, die "Dinge umzusetzen", weil sie sonst nicht mitziehen würde. Auch die immer härter präparierten Pisten spielen eine Rolle. Parallel-Weltmeister Alexander Schmid sagt im Gespräch mit t-online: "Das Niveau im Rennsport ist hoch. Das Athletiktraining wird immer professioneller, es gibt noch mehr Analysen und wir können uns noch gezielter auf den Winter vorbereiten. Auch das Material wird extremer. Es wird aggressiver, unter anderem eine Reaktion auf die Pistenpräparation, oft ist es sehr eisig." Daher erklärt Schmid weiter: "Dann muss sich das Material natürlich auch verändern, damit man dann guten Grip hat und konkurrenzfähig bleibt. Es ist ein schmaler Grat, wie man die Ski herrichten kann. Man sieht es bei vielen Rennen: Diejenigen, die die perfekten Abstimmungen haben, sind richtig schnell. Die anderen haben wenig Chancen." Es braucht "Regeln" Neureuther sagte zuletzt, dass "Regeln" gemacht werden müssten, da der Athlet danach strebe, "sich zu optimieren". "Es geht ja um Hundertstel, und wenn du etwas findest, wo du ein Zehntel schneller sein kannst, dann nimmst du das her und nimmst das Risiko in Kauf", so der Slalom-Vizeweltmeister von 2013. In Bezug auf Veränderungen meint Schmid: "Wo fängt man an, wo hört man auf? Das ist das Problem. Wir Athleten haben auch keinen richtigen Einfluss darauf, wie die Pistenpräparierungen in Zukunft aussehen werden. Da spielen auch die äußeren Verhältnisse eine enorme Rolle." Für die technischen Disziplinen, also im Slalom und Riesenslalom , glaubt Neureuther, könne man die Breite der Ski regulieren, "dass weniger Fliehkräfte zustande kommen". Bei den Frauen wäre für Neureuther ein Ansatz, die Skilänge zu regulieren, da die Damen zum Teil mit Männer-Skiern fahren würden. "Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist fünf nach zwölf" Bei der Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach soll es nun einen runden Tisch geben, an dem sich Athleten, Trainer, Verantwortliche der Fis und Techniker zusammensetzen, um über die Sicherheit des Skisports zu diskutieren. Fis-Renndirektor Markus Waldner sagte in Wengen zu Beginn des Jahres: "Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist fünf nach zwölf." Waldner fügte zudem an: "Es muss wirklich was passieren, kurzfristig und langfristig. Wir müssen an jeder Schraube ein bisschen drehen." Neureuther glaubt, dass es in dieser Saison nicht mehr möglich ist, etwas zu ändern, da Entwicklungen in Bezug auf das Material Zeit brauchen. "Auf die nächste Saison hin muss schon was passieren, weil wir brauchen unsere Stars, wir brauchen unsere Gesichter", so das Ex-Ski-Ass. Mitte des Monats fehlten 21 Athleten verletzt. Inzwischen sind weitere hinzugekommen, und jedes Weltcup-Wochenende steigt die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Sturzes.

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