Ski Alpin in Wengen: Hans Knauß schlägt Alarm – "Zerbröselt uns Leute weg"
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Am Wochenende beweisen sich die besten Skirennfahrer der Welt in Wengen, eine gefährliche Strecke. Das Verletzungsrisiko fährt mit und steigt. Ein Experte ist besorgt. Skifans freuen sich schon jetzt auf die nächsten Highlights im Wintersportkalender. Denn die besten Athleten machen als Nächstes in Wengen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen halt. Die Strecken gehören zu den anspruchsvollsten im Kalender der Skirennfahrer. Allerdings ist auf diesen Abfahrten das Risiko für Verletzungen umso höher. Daher schlägt Hans Knauß, Super-G-Silbermedaillengewinner bei den Spielen 1998, Alarm. "Es ist gestört. Es zerbröselt uns die Leute weg. Das ist nur noch verrückt. Der Speed-Sport ist zu gefährlich geworden. Wir müssen schleunigst etwas ändern, sonst gehen uns die Athleten aus", sagte der Ex-Skirennfahrer bei "Laola1". Der Norweger Alexander Aamodt Kilde war im vergangenen Jahr in Wengen schwer gestürzt , musste seitdem mehrmals operiert werden und arbeitet noch immer an seinem Comeback. Der Verlobte von US-Rekordhalterin Mikaela Shiffrin zog sich eine Ausrenkung des Schultergelenks zu, zudem rissen Bänder. Er hatte auch eine tiefe Schnittwunde an der Wade, weil er im Fangnetz gelandet war. Neben Kilde zog sich ebenfalls auf der Lauberhorn-Abfahrt der Franzose Alexis Pinturault einen Kreuzbandriss zu und musste seine Saison beenden. "Da geht es dann um Rollstuhl oder sogar um Leben und Tod" In diesem Winter stürzte der Franzose Cyprien Sarrazin in Bormio so schwer, dass er eine Hirnblutung erlitt. Seitdem wurde auch viel über das Material diskutiert. Der deutsche Skirennläufer Josef Ferstl sagte der "Sport Bild": "2024 in Kitzbühel fuhr Sarrazin allen weg. Er fuhr den Steilhang auf Zug. Das gab es noch nie. Da ging es gut, doch wenn er damit stürzt, ist es nicht nur die Knieverletzung, sondern durch höhere Sturzkräfte etwas viel Schwerwiegenderes. Da geht es dann um Rollstuhl oder sogar um Leben und Tod." Immerhin: Laut "Skiweltcup.tv" kann Sarrazin mittlerweile wieder kommunizieren. Verletzungen im Skisport seien zwar nie vollständig zu verhindern, erklärte nun Hans Knauß bei "Laola1", der in seiner aktiven Karriere sieben Weltcuprennen gewinnen konnte. Doch wenn Bänder während des Fahrens reißen, wie es etwa Marcel Hirscher erlebte, zeige dies, dass grundlegende Probleme bestehen. Hirscher gab in dieser Saison sein Comeback und zog sich dann im Training einen Kreuzbandriss zu. Für Knauß ist es an der Zeit zu handeln, er betonte: "Es wurde auf die Spitze getrieben. Der Sport muss eingebremst werden." "Schaut so aus, als ob das keinen interessiert" Und wie? Für Knauß wäre eine Regeländerung des Internationalen Skiverbandes (Fis) sinnvoll: "Ich glaube, es hat 2012 das letzte Mal eine große Regeländerung in der Abfahrt gegeben. Wenn wir die Formel 1 wären, hätten sie vor zehn Jahren schon reagiert. Dort kostet es Millionen und bei uns im Vergleich einen Pappenstiel, aber der Skisport tut nichts." Obwohl Schutzsysteme wie schnittfeste Unterwäsche oder der teilweise verpflichtende Airbag Verletzungen mindern können, sieht Knauß die eigentliche Ursache in der immer höheren Geschwindigkeit und den extremen Belastungen. Seiner Meinung nach gibt es zahlreiche Ansatzpunkte für Veränderungen, angefangen bei den Rennanzügen bis hin zu den Skiern. Knauß habe seine Vorschläge bereits an die Fis weitergeleitet. "Die Athleten werden uns dafür hassen" Der frühere Skirennfahrer ärgert sich darüber, dass viel über das Wirtschaftliche und die Vermarktung gesprochen wird (lesen Sie hier etwas zu einem misslungenen und doppeldeutigen Slogan "I love Wank" ), nicht aber über die Sicherheit. "Wichtiger als jede Zentralvermarktung ist, dass wir den Sport wieder sicherer machen. Aber es schaut so aus, als ob das keinen interessiert", so Knauß weiter. Der WM-Zweite im Riesenslalom von 2003 glaubt zudem, dass die Athleten möglicherweise keine Veränderung wollen: "Es ist das beste Gefühl, wenn du alles auf der Kante ziehen kannst. Die Fliehkräfte, die du als Abfahrer erlebst – das ist geil. Die Athleten werden uns dafür hassen, wenn wir Regeln machen, die dieses Gefühl minimieren. Aber die Zuschauer werden das nicht einmal merken."