Aus der aktuellen Ausgabe:
Als ich Montagmorgen nach unserem Wandersegelflug den Computer hochfuhr, wurde mir klar: Ziel erreicht – ich hab mein Firmen Passwort vergessen. Zu tief, zu stark und allgegenwertig schwirrten noch die Eindrücke von unseren Erlebnissen in meinem Kopf herum. Der Alltag war einfach zu weit von mir weg, um erneut Besitz von mir zu ergreifen. Meine Gedanken hingen noch beim Fliegen….
Zum Abenteuer Wandersegelflug hatten wir uns nach dem letzten Mal 2023 bereits sehr früh bekannt und den Zeitraum Monate zuvor grob festgelegt. Dass es dann letztlich ein fast reiner Clubklasse Ausflug werden würde, hat sich erst wenige Tage vor dem Start herauskristallisiert.
Bereits aus dem Vorjahr wurde meine WSF WhatsApp Gruppe für das Jahr 2024 soweit recycelt und wir einigten uns auf 10 Tage Anfang Mai als groben Zeitraum, in dem wir wieder etwas unternehmen wollten. Für diesen Zeitraum hatten sich alle Interessenten – soweit planbar – Zeit eingeteilt und warteten sozusagen in Bereitschaft auf meinen Startschuss.
Warum Mai? Nun im Mai steht einem Wandersegelflieger am Nordrand der Alpen die Welt offen. Das heißt, der Süden, also Slowenien bis Nord-Italien sind solange es nicht regnet in der Regel noch gut befliegbar, weil die Luftmasse meist noch kühl und aktiv genug ist, um die Alpen verlassen und auch wieder erreichen zu können. Auch der Norden und Osten sind prinzipiell in dieser Zeit gut erreichbar. Vor allem aber scharren auf allen Segelflugplätzen die Kameraden mit den Hufen um möglichst bald in die Luft zu kommen. Daher wird fast überall, wenn es das Wetter zulässt, Flugbetrieb gemacht, an den man sich anhängen kann.
Beim Wandersegelfliegen ohne Motor hat die Wettervorhersage über mehrere Tage sowie eine gute geographische Kenntnis eine recht hohe Bedeutung. Ich sitze dann vor meinen Karten und überlege, was denn nun wahrscheinlich machbar wäre. Auf fremden Plätzen als ungebetener Gast einfach so aufzukreuzen, vielleicht auch noch als größere Gruppe, stellt aber die Gastgeber oft vor größere Herausforderungen. Daher kann man nicht damit rechnen, jeweils früh starten, die Gruppe sammeln und gemeinsam abfliegen zu können. Auch das Ende jedes Fluges ist immer eine spannende Sache. Einen geeigneten Platz auszuwählen, der die passende Infrastruktur bereithält, wettertechnisch günstig liegt und erreichbar ist, braucht einfach etwas Zeit. Durch die Verzögerung am Anfang und am Ende sowie die nötige Rücksicht auf die Gruppe und entsprechend defensives Fliegen um eine Außenlandung sehr unwahrscheinlich zu machen, führt dann halt meist zu recht kurzen Einzelstrecken.
Das ist aber egal, denn zum Beispiel auch nur 400 km in eine Himmelsrichtung verändern hier bei uns in Europe, Landschaft, Kultur, Land und Sitten meist schon erheblich. Was aber bleibt, ist die Begeisterung fürs Segelfliegen und für verrückte Aktionen. Daher wird man als Wandersegelflieger, egal ob die Person am Ziel Flugplatz jetzt Französisch, Italienisch, Tschechisch oder Deutsch spricht, in aller Regel mit ganz viel Gastfreundschaft aufgenommen.
Doch zurück zum Start. Ein Tiefausläufer über dem Golf von Genua bescherte wieder einmal dem zentralen und westlichen Alpenbereich tagelangen und ausgiebigen Regen. Im Osten jedoch floss anhaltend trockenere Kaltluft ein, die zu einer recht markanten Wettergrenze führte. Für Donnerstag den 09.05.24 sollte es von Micheldorf aus Richtung Osten, Nordosten zunehmend trockener und thermisch fliegbarer werden. Zwar war noch eine deutliche Nord-Komponente im Wind zu erwarten, die in den Alpen für Stau sorgen sollte, doch dadurch erwartete ich ein Ausbleiben des alpinen Pumpen, wodurch das Donautal wohl auch bei der sehr geringen Basis von unter 2000 m in Richtung Waldviertel zu überwinden sein sollte. Tschechien und Deutschland sollten wie so oft sowieso gut laufen, nur für den folgenden Freitag war im zentralen und östlichen Tschechien ein stärker bremsender CI-Schirm zu erwarten. Freitag den 10.05. sollte dann in Deutschland sehr gut werden und Samstag/ Sonntag hinreichend, um sich irgendwie wieder heim zu basteln. Sollte ich mit dieser eher mäßigen Prognose die Leute verrückt machen? Naja möglich erschien es, nur beim Tun kommt man weiter, also ok, fragen wir mal nach, wer denn dabei wäre … Arcus M nicht verfügbar, DG 800 hat gerade den defekten Motor zu Solo geschickt … soso. Markus Zingerle mit seiner 301 Libelle war sehr gierig und hat sofort zugesagt und Till Berthold mit seinem Ventus Cm war auch dabei. Passt, eine feine, kleine Gruppe mit Leuten die Fliegen können und selbstständig genug sind, um im Fall auch alleine zurecht zu kommen. Das war genau nach meinem Geschmack (…)
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