Luftsport
News melden
Nachrichten

Walldürn: Der Traum vom Fliegen ist harte Arbeit

0 39

		Walldürn:  Der Traum vom Fliegen ist harte Arbeit

Von Lea Kirchgessner

Walldürn. Immer wieder können Walldürner spektakuläre Flugmanöver am Himmel über ihrer Stadt beobachten – zuletzt bei einem Trainingslager für Segelkunstflug. Eine Woche lang haben dabei am Flugplatz Walldürn die besten Segelkunstflieger Deutschlands und mehrere Nationalmannschaftsmitglieder gemeinsam mit Schiedsrichtern und Trainern waghalsige Flugfiguren eingeübt. Segelkunstflieger und Blogger Lars Reinhold hat im Gespräch mit der RNZ über das Trainingslager und die Sportart berichtet sowie als Pilot gezeigt, auf was es beim Fliegen ankommt.

"An den Grenzen von Mensch und Maschine"

Im Wettbewerbskunstflug fliegen die Piloten in einem würfelförmigen Luftraum, der 200 Meter über dem Grund beginnt und eine Kantenlänge von 1000 Metern aufweist. In dieser sogenannten Box wird ein Kunstflugprogramm gezeigt, das Flugmanöver wie Loopings beinhaltet. Mehrere Punktrichter bewerten die Ausführung des Programms. Im Flug geht es darum, durch eine saubere Flugtechnik Winde zu kompensieren und cleveres Energiemanagement zu betreiben, da ein Segelflugzeug keinen eigenen Motor hat.

"Wir sind bisher unfallfrei geflogen und hatten ein Riesenglück mit dem Wetter", so Lars Reinholds Bilanz zum Trainingslager. Dass Fliegen nicht ungefährlich ist, wissen alle Segelkunstflieger. Nicht ohne Grund wird nur abgehoben, wenn man einen Fallschirm trägt. "Segelkunstflug ist ein Sicherheitstraining", stellt Lars Reinhold fest, der mit 23 Jahren mit dem Fliegen angefangen hat. Eine Hürde sei die notwendige Flugausbildung. Zusätzlich zur Praxis gebe es auch Theorieeinheiten. Deshalb gilt das Trainingslager als Bildungsmaßnahme, wie Georg Dörder, Trainer der deutschen Nationalmannschaft im Segelkunstflug, der RNZ erläutert.

Um den Traum vom Fliegen zu realisieren, muss viel mitgebracht werden. "Ohne das Team auf dem Boden wäre das Fliegen nicht möglich", hebt Lars Reinhold hervor. Er ergänzt: "Mimose darfst du nicht sein." Nur durch Kritikfähigkeit könne man sich verbessern.

Hinzu komme auch mentales Training. So fliegen die meisten Piloten ihr Programm zuvor im Kopf durch, um sich auf den Flug vorzubereiten, weiß Trainer und Schiedsrichter Dörder. Wolfgang Kasper, Segelkunstflugreferent vom Luftfahrtverband, Baden-Württemberg verdeutlicht: "Im Wettbewerb geht es darum, unter hohem Druck den Trainingsstand abzurufen." Man fliege also gegen sich selbst, so Kasper.

"Zudem muss man sich das Fliegen erst einmal leisten können", sagt Reinhold, der seit drei Jahren Segelkunstflüge absolviert. Für eine Woche Trainingslager kommen schnell Kosten von 1000 Euro nur für das Schleppen auf Flughöhe zusammen. Die Piloten müssen fast alles aus der eigenen Tasche zahlen, da Sponsoring sehr selten sei und man bei erfolgreichen Wettbewerben meist nur den Titel gewinne. Das Segelfliegen selbst sei aber relativ günstig und auch für die Jugend geeignet. "Wir sind mit den Nachwuchszahlen beim Segelflug zufrieden und bilden auch immer wieder neue Kunstflieger aus", ergänzt Dörder aus der Sicht der Kunstflugfördervereine.

"Fliegen ist mehr als ein Hobby. Es wird ein Teil des Lebens", gesteht Lars Reinhold ein, der hauptberuflich als Journalist tätig ist und vom Fliegen als Advanced-Nationalmannschaftsmitglied träumt.

Dass man beim Fliegen "an die Grenzen von Mensch und Maschine geht", unterstreicht Lars Reinhold, indem er die RNZ zu einem Mitflug einlädt. Die enormen Kräfte, die beim Fliegen auf Piloten und Mitflieger wirken, sind Geschwindigkeiten von 250 Kilometer pro Stunde in mehr als 1000 Metern Höhe geschuldet. Viel Zeit, um die Aussicht zu genießen, bleibt da nicht: Der Pilot muss sich auf die Flugmanöver konzentrieren und darf auch bei vorübergehender Schwerelosigkeit die Landebahn nicht aus den Augen verlieren. Doch was bleibt dann vom Segelkunstflug? Für die Mitfliegerin bleibt der Blick auf den Odenwald aus der Vogelperspektive und das restliche Adrenalin vom Nervenkitzel – für den Pilot der Spaß, die Rückmeldung von den zuschauenden Kollegen und die Erfahrung für die nächsten Flüge. "Du kannst ja doch fliegen", ist ein augenzwinkerndes Kompliment, das den freundschaftlichen Umgang der Flieger, Schiedsrichter und Trainer untereinander zeigt.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

segelfliegen - das magazin
Sportfliegerclub Ulm e.V.

Read on Sportsweek.org:

segelfliegen - das magazin
segelfliegen - das magazin
Akademische Fliegergruppe Berlin e.V.
Akademische Fliegergruppe Berlin e.V.
Segelfluggruppe Stadtlohn-Wenningfeld

Andere Sportarten

Sponsored