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Flugsportclub Odenwald: Walldürn gilt als "El Dorado für den Segelflug"

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		Flugsportclub Odenwald:  Walldürn gilt als

Walldürn. (adb) Bei der Bundesliga denken die meisten sicher in erster Linie an Fußball. Dass es auch eine Segelflug-Bundesliga gibt, weiß indes nicht jeder – und dass der Flugsportclub Odenwald aktuell den dritten Platz belegt, fand sich ebenso in kaum einer Schlagzeile wieder. Um die Hintergründe dieses Erfolgs genauer zu beleuchten, traf sich die Rhein-Neckar-Zeitung auf dem Segelflugplatz Walldürn mit den Segelfliegern Wolfgang Lehnert, Philipp Kapferer und Silas Horn sowie dem FSCO-Vorsitzenden Dr. Christian Kuhn zum Gespräch über das Fliegen und eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Saison.

"National sind wir als Segelflug-Eldorado bekannt und gehören der deutschen Segelflugbundesliga seit ihrer Gründung im Jahr 2000 ohne Unterbrechung an", erklärt Kuhn und zeigt sich stolz über den dritten Platz: "Gerade für einen so kleinen Verein wie uns mit nur 19 Segelfliegern als Teilnehmer ist das eine absolute Riesenleistung." Der FSCO sei nicht nur ständiger Ausrichter nationaler Wettbewerbe, sondern auch Trainingszentrum der deutschen Segelkunstflugmannschaft.

Und hier zeigt sich die erste Auswirkung der Corona-Pandemie: "Ein Trainingswochenende, das wir stets um Pfingsten abhalten, mussten wir leider absagen", lässt Wolfgang Lehnert wissen. Auch der Ligabetrieb fand nicht im gewohnten Umfang statt. "Normalerweise bildet das dritte Aprilwochenende den Startschuss für die Wertungsrunde, die wiederum mit dem dritten Augustwochenende endet", informiert Lehnert. In diesem Jahr wurde dieser Korridor von 19 auf 13 Wochen verkürzt, in die Luft ging es erst Ende Mai.

Das hat eigene Gründe, auf die Christian Kuhn ausführlich eingeht: "Wohl wären die Hygieneregeln beim Fliegen problemlos einzuhalten gewesen, aber nicht jeder Platz durfte öffnen: Während Walldürn als Verkehrslandeplatz Teil der öffentlichen Infrastruktur ist und trotz des zeitweilig am Boden liegenden Vereinslebens sowie des ausgesetzten Flugschulbetriebs relativ rasch wieder in den Normalmodus überging, wurden andere Flugplätze als Sportstätten eingestuft und mussten vorläufig schließen. Wenn nicht alle fliegen können, fliegt aus Gründen der Fairness keiner." Um gleiche Start- und Wertungsbedingungen zu ermöglichen, ging die Wertung dann unisono erst Ende Mai wieder los.

Mit dem dritten Platz unter 30 Teilnehmern habe man nie gerechnet: "Unser Ziel besteht eigentlich nur darin, zumindest nicht abzusteigen", räumt Philipp Kapferer ein und sieht in jeder Flugsaison "die Hoffnung auf einen gesunden Mittelfeldplatz". So sei man jetzt vor allem angesichts des ungewöhnlich kurzen Wertungszeitraums "richtig stolz" auf das Geleistete. Mit der abgelaufenen Saison könne man sich in dieser Hinsicht mehr als zufrieden zeigen. "Die Thermik war so gut, dass wir bemerkenswerte Durchschnittsgeschwindigkeiten verzeichneten", schildert Silas Horn.

Bewertet wird dabei nach strengen Kriterien. "Der Flug muss im Umkreis von 15 Kilometern rund um den Startplatz – in unserem Fall ist das Walldürn – begonnen und beendet werden", gibt der erfahrene Flugsportler Wolfgang Lehnert bekannt. In der Luft müsse man 2,5 Stunden bleiben und dürfe nicht zu oft wenden, um die Spielräume der Thermik voll auszunutzen. Möglich sei es auch, "Thermik-Hotspots" wie den Thüringer Wald anzufliegen, dort die Runden zu drehen und schließlich zu versuchen, zurück in die Heimat zu segeln. "Wir legen dabei deutlich längere Strecken als die letztlich Gewerteten zurück", betont er.

Das Segelfliegen an sich beschreibt er als "Chance-Risiko-Spiel mit meteorologischen und thermischen Gegebenheiten" und "Taktik pur". Es seien während des Flugs am laufenden Band essenzielle Entscheidungen zu treffen. Dabei müsse man sich von jedem Perfektionismus lösen: "Es gibt keinen Idealflug, sondern nur den Flug mit der geringsten Abweichung vom Optimum."

Gerade das Starten und Landen sei nicht immer einfach und daher ein wesentlicher Teil der Segelfliegerausbildung, die man mit 14 Jahren beginnen könne. Je näher man dem Boden käme, umso höher sei das Risiko für Flugfehler. "Jeder Pilot muss eine gewisse Anzahl an Starts und Flugstunden nachweisen können und auch später mindestens drei Starts in 90 Tagen absolvieren, um Passagiere mitnehmen zu dürfen", informiert Dr. Christian Kuhn. Nach der Ausbildung gehe es aber erst richtig ans "Eingemachte", wie er einräumt: "Es ist noch komplexer als das reine Fliegen, die Dokumente stets auf dem neuesten Stand zu halten und das eigene Flugbuch penibelst zu führen."

Die Flugausbildung übernehmen in Walldürn rein ehrenamtliche Fluglehrer, was gegenüber kommerziellen Schulen zwar die Kosten reduziere, aber auch mehr Zeit erfordere. So seien Interessierte für kurze Intensivkurse "auf einer gewerblichen Schule besser aufgehoben", so Kuhn. Nach 40 bis 100 Starts erlange ein Aspirant meist die Alleinflugreife, die ihm den weiteren Weg zur ab 16 Jahren möglichen Prüfung ebne.

Allerdings schließe nicht jeder Flugschüler seine Ausbildung ab: "Es ist wie in anderen Vereinen zu beobachten, dass mancher Jugendliche zunächst Feuer und Flamme ist, aber später etwa aufgrund von Ausbildung, Schule oder Studium andere Schwerpunkte setzt", berichtet Wolfgang Lehnert. Hat man den Flugschein erst einmal, muss der Besitzer jährlich bei einem sogenannten "Check-Flug" mit einem Fluglehrer sein Können beweisen und alle zwei Jahre für eine Untersuchung zum Fliegerarzt gehen.

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